Heute begeben wir uns bereits um 7:00 Uhr zum kargen Frühstück. Hier in diesem schmuddeligen, stinkigen Hotel hält uns nichts mehr auf, uns zieht es raus, raus in ein neues Abenteuer!
Zum fünfte Mal fahren wir die ca. 60 km lange Strecke bis zum Talampaya Nationalpark/resp. zurück. Diesmal führt uns die Fahrt jedoch am Talampaya-Nationalpark vorbei bis zum ca. 180 km entfernten Mondtal, dem Valle de la Luna oder Ischigualasto, wie das Tal unter Wissenschaftlern benannt wird.
Einige Bilder von der Fahrt bis zum Park
Schon von weitem sehen wir den Aufpasser. Die Guanakos sind oft in Gruppen unterwegs (1 Männchen mit seinem Harem). Eines der Tiere postiert sich auf einem Hügel (sofern vorhanden) und warnt bei Gefahr den Rest der Gruppe.
Unterwegs treffen wir auf wunderschöne, diesmal weissblühende Kakteen.
Wir sehen ein paar ganz scheue Nandus, sie lassen sich leider nicht gut ablichten, weil sie sich schnell aus dem Staub machen.
Parque Nacional Ischigualasto
Dieses Mal haben wir riesiges Glück.
Um 10:00Uhr stehen wir am Parkeingang und der nächste Konvoi (drei Autos) startet ca. eine Viertelstunde später.
Der Zugang in das Tal erfolgt mit dem eigenen Fahrzeug, jedoch in Begleitung eines Parkwächters der Provinz. Der Park darf nur begleitet betreten respektive befahren werden.
Die Rundfahrt durch das Mondtal dauert knappe 4 Stunden. Bei verschiedenen Aussichtspunkten stoppen wir, erhalten Erklärungen und manchmal begeben wir uns auf einen kleinen Spaziergang.
Dani, der Parkwächter, fährt in unserem Auto mit. So erfahren wir zum einen sehr viel mehr über das Leben, das Tal und viele geologische Besonderheiten und zum andern komme ich ausgiebig zum Spanisch sprechen.
Hier einige Impressionen von einem weiteren landschaftlichen Wunderwerk
Das Mondtal
Auch hier treffen wir auf die weissblühenden Kakteen. Dani erklärt, dass die zahlreich blühenden Kakteen baldigen Regen vorhersagen.
"Der soll um Himmels willen warten bis wir in Buenos Aires sind." :-)
El Submarino/ das Uboot
Noch im letzten Jahr hatte das U-Boot zwei Türme. Der eine stürzte 2015 ein.
La Esfings/ die Sphinx
Las Cochas de Bochas/ die Boccia Kugeln
Man geht davon aus, dass sich diese Kugeln durch Akkumulation von diversen Materialien unter gleichmässigem Druck unter der Erde gebildet haben und durch den steten Wind freigelegt wurden.
El Hongo/der Pilz
Der Pilz steht komplett windschief in der Landschaft. Mit der Zeit droht auch ihm der Einsturz.
Dani erzählt, dass in der Provinz San Juan 300 x im Tag die Erde, für den Menschen kaum wahrnehmbar, bebt. Zusammen mit der normalen Erosion beschleunigt diese Tatsache den Einsturz der wundersamen Figuren.
einige Bilder von Unterwegs
Wieder am Ausgang
treffen wir auf einen Graufuchs.
Wir verabschieden uns von Dani, der auch bei der Rückfahrt zum Parkeingang sehr viel Geduld aufbringt, um all unsere Fragen zu beantworten und uns genügend Zeit für's Fotografieren lässt.
Dani erzählt uns einige spannende Sachen über sein Leben als Parkwächter. Interessant ist auch zu wissen, dass sich die Argentinier für gewöhnlich an jedem Wochenende mit den Eltern, respektive mit der ganzen Familie treffen. Zum Beispiel am Samstag mit der Familie der Frau und am Sonntag mit der eigenen Familie. Er selber arbeitet 10 Tage durch und schläft vor Ort, danach hat er 20 Tage frei.
Über das Jahr durch herrschen im Park Temperaturen bis maximal 50° und im Winter können die Temperaturen unter -10° fallen. Wenn es regnet, regnet es so stark, dass die Bäche anschwellen und der Park unter Umständen bis zum Abtrocknen nicht mehr befahren/besucht werden kann.
Wir schlendern noch etwas durch den Eingangsbereich des Parks, möchten noch etwas trinken und dem Museum einen kurzen Besuch abstatten. Wie wir an den Touristen-Verkaufsständen vorbeischlendern, spricht uns ein junger Verkäufer an. Er habe von Dani vernommen, dass wir nach Villa Fertil fahren und ob wir ihn nicht vielleicht mitnehmen könnten.
So sind wir nach dem Drink und dem Museumsbesuch zu dritt im Auto und legen die gut 60 km mit dem Jungen Verkäufer zurück.
Auch von ihm erfahren wir Vieles.
Er macht die 60 km jeden Tag hin und wieder zurück. Entweder mit Autostopp oder er fragt die Leute (so wie bei uns) oder aber, wenn alle Stricke reissen, schläft er oben im Park.
Argentinien hat ein Berufsmilitär. Polizisten, Militär und Staatsangestellte arbeiten nur gerade 25 Jahre lang, werden mit ca. 50 pensioniert und erhalten dann eine Rente. Leute wie er müssen solange arbeiten wie immer möglich, da sie keine Rente erhalten. Deshalb sind sie im Alter ganz stark auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen.
Eine Autoprüfung müssen auch sie machen, sie erhalten jedoch auf einem vorgefertigten Platz Fahrstunden, wenn überhaupt. Sie lernen mit dem Fahrzeug umzugehen, einzuparken... etc. Sie müssen die Theorie für die Prüfung lernen. Was sie aber nicht lernen, ist das Fahren im Verkehr. Die Folgen davon erleben wir tagtäglich auf der Strasse.
Einmal in Valle Fertil angekommen, macht der junge Mann mit uns eine Rundfahrt durch den kleinen Ort und zeigt uns, wo wir "gut" essen können. Das Dorf, wie so viele andere auf dieser Rundreise, macht einen sehr armen Eindruck auf uns.
San Augustin de Valle Fertil
In Valle Fertil müssen wir unser Hotel nicht lange suchen, es gibt vermutlich auch nur das Eine, abgesehen von einigen Privatunterkünften.
Das Hotel ist eine bereits in die Jahre gekommene und renovationsbedürftige "Katastrophe".
Der Herr an der Rezeption ist reserviert und kurz angebunden, schaut beim Sprechen kaum hoch, streckt uns den Schlüssel beinahe schon kommentarlos in die Hände, kritzelt schnell noch die Frühstückszeiten auf einen "Fötzel" Papier und widmet sich wieder seiner Tätigkeit am Computer.
Das Zimmer, zum Glück eines der Grösseren, ist noch schlechter als dasjenige in Villa Union: Auch hier riecht es nicht gerade nach Rosen, im WC kann man sich kaum kehren und sauber ist auch in diesem Hotel eher ein Fremdwort.......
So schnell wie möglich wieder raus! Da hält uns nichts.
Valle Fertil, da wo die Bäume bereits aus den Autos wachsen
Wenn ihr mal das Gefühl habt, euer Auto sei ins Alter gekommen, dann schaut euch die folgenden Modelle an.
Sie fahren immer noch und dies sehr zahlreich auf Argentiniens Strassen.
Ganz unter Einheimischen
In einem kleinen "Strassenbeizli" trinken wir ein Bier (dies ist so ziemlich das einzige, was man hier nebst Coca Cola und Wasser trinken kann) und essen Empanadas dazu.
Der Herr des Hauses sitzt an einem Tisch mit einer Flasche Bier vor sich. Aus der Jukebox ertönt laute Musik. Zwei junge Mädchen sind in einem iPad vertieft und zwei junge Burschen schauen fern. Da das Gerät an der Aussenwand der einfachen Hütte befestigt ist, verstehen sie vom Gesprochenen sicher nichts (Jukebox).
Das Leben findet hier ganz offensichtlich draussen statt.
Sehr bald gesellt sich ein kleines 6 jähriges Mädchen zu uns und weicht kaum mehr von der Stelle. Wenn wir miteinander sprechen, hört sie uns gespannt zu und ist ganz erstaunt, dass wir einander verstehen können. Ab und zu stellt sie eine Frage oder gibt knapp auf meine Fragen Antwort.
Weiter schliesse ich Freundschaft mit einem Hund. Dieser geniesst jede kleinste Aufmerksamkeit. Ich frage die Besitzerin, ob man ihn streicheln kann. Setze ich mit meinen Streicheleinheiten aus, fordert er diese durch "Pfötchengeben" oder gar mit versuchtem Anspringen ein. Als ich ihm dies verbiete, legt er sich zu meinen Füssen, beginnt diese zu lecken und legt sich auf die Seite. Ich vermute, der hätte mich als sein Herrchen auserkoren. Erst als ich umringt von weiteren 4 Hunden dasitze, erfahre ich, dass es sich bei meinem neuen Freund um einen "Strassenkötter" handelt.
Nicht nur die Hunde sind uns wohlgesinnt, sondern auch der Herr des Hauses (links), ein absoluter Maradona- und Bier-Fan. Zusammen mit ein paar anderen "biersaufenden" Gästen sucht er den Kontakt zu uns. Der Typ neben uns ist scheinbar ein Folklore-Sänger. Jedenfalls singt er laut und synchron zur gespielten Musik mit und dies trotz reichlichem Bierkonsum.
Die Frau des Hauses schmeisst zusammen mit dem einen Sohn die ganze Arbeit. Fällt sonst keine Arbeit mehr an, bespritzt sie den Naturboden mit mehreren Eimern voll Wasser.
Nach guten 2 - 2 1/2 Stunden verabschieden wir uns, schlendern noch einwenig durchs Dorf, essen im scheinbar besten Restaurant und begeben uns so müde ins Hotel, dass ein schnelles Einschlafen schon fast garantiert ist. (Gott sei Dank!)
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