Südgeorgien (27. - 29.12.2016)


Südgeorgien ist wohl einer der abgelegensten und wildesten Orte der Erde. 

Die Insel ist eine bergige Oase des Lebens inmitten des kalten Atlantiks.  Das Meeres-Ökosystem gilt als eines mit der größten biologischen Vielfalt auf der Erde. Aber auch wegen der großen Zahl von Pinguinen und Robben, die hier brüten, wird die Insel als antarktische Oase bezeichnet. 

Auf Südgeorgien findet man zwei Bergketten, die fast 3.000 Meter aus dem Meer herausragen.

Im Sommer sind fast 75% der Insel mit Schnee, Eis und mit über 100 Gletschern bedeckt, im Winter reicht die Schneedecke jeweils  bis zum Ufer.


Kurzer Überblick

Unsere Zodiacs sind mehrmals täglich im Einsatz und ermöglichen uns ganz besondere, einmalige Tierbeobachtungen.

Zum Beispiel stehen wir gemeinsam mit den Experten inmitten einer Kolonie von Königspinguinen.

Die Insel ist die Heimat von bis zu 200'000 Tieren, die die steilen Hänge und Küsten wie einen Teppich überziehen - wie zum Beispiel bei Salisbury Plain, wo wir inmitten der um Futter bettelnden Pinguinen stehen. Oder am Strand von Gold Harbour, wo sich die Seebären und die See - Elefanten durch unsere Präsenz nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Wenn man sich in die Geschichte von Ernest Shackleton vertieft hat, ist wohl auch der Besuch seines Grabes in der ehemaligen Walfangstation Grytviken ein besonderer Moment. Es erinnert an Wagemut und Abenteuer vergangener Tage, hat doch Shackleton unter heldenhaften Anstrengungen einst seine gesamte Mannschaft gerettet und dies nachdem das Packeis des Weddellmeeres sein Schiff Endurance verschluckt hatte.


Dienstag 27. Dezember

Kreuzen im Drygalski-Fjord

Da wir heute Morgen wegen einer zu starken Dünung die vorgesehene Zodiacfahrt in der Cooper-Bay noch nicht machen können, entscheidet sich unser Kapitän, zuerst noch einmal in den Drygalski-Fjord zu fahren. In meiner Sehnsucht nach Bewegung und festem Boden unter den Füssen hoffe ich natürlich sehr, dass möglichst all unsere Anlandungen durchgeführt werden können. 

Wir werden sehen und lassen uns überraschen.

Heute ist das Wetter bedeutend besser als gestern Abend. Immer wieder werden wir sogar Zeugen, wie von einem kalbenden Gletscher kleinere Mengen Eis in den Fjord hinunterstürzen.


Wir haben Glück, der Kapitän verkündet eben, dass die Dünung schwächer geworden ist und wir doch wie geplant, einfach ein bisschen später und vielleicht ein bisschen weniger lang, unsere Zodiactour machen können.

Wir freuen uns!


Zodiacfahrt in der Cooper Bay

In unmittelbarer Nähe des Fjordes starten wir also wenig später zu einer knapp einstündigen Zodiacfahrt, entlang der halbrunden Bucht, die zu Cooper Island gehört, einer vorgelagerten Insel Südgeorgiens. 

Das Fotografieren im Zodiac gestaltet sich ziemlich schwierig. Zum einen schaukelt das Zodiac meistens und das nicht zu wenig, zum andern dreht es sich plötzlich und ohne Vorwarnung oder aber ein "Mittouri" bewegt sich so ungünstig, dass man anstelle der Goldschopfpinguine einen der roten Pinguine ablichtet. Auch das Wetter unterstützt die Fotografierfreudigkeit nicht wirklich. Trotzdem geniessen wir die Fahrt.

Wir bestaunen die vielen Seebären (Pelzrobben)

Die Seebären gehören zu den Ohrenrobben (ihre kleinen Öhrchen sind gut sichtbar) und sie tummeln sich überall im Wasser, auf den Felsen und am Strand herum.

die hübschen jungen See-Elefanten

und die Brutkolonie der Goldschopfpinguine

Wie die Felsenpinguine gehören auch sie zu den Schopfpinguine, sind aber etwas grösser und was ihr Kopfschmuck betrifft auffälliger.


Gold Harbour

Mit Gold Harbour erreichen wir am Nachmittag die Nordküste Südgeorgiens. Der ausgedehnte Strand wird von einer riesigen Kolonie von mehr als 20'000 Königspinguinen eingenommen. 

Wie wir das Zodica verlassen und ich die vielen Königspinguine sehe, höre und rieche, steigen mir Tränen in die Augen. Nie hätte ich es für möglich gehalten, jemals so etwas Schönes live miterleben zu dürfen. Zum Zählen sind es viel zu viel, aber nicht zum Genießen. Und genau das tun wir ausgiebig. Es ist ein total überwältigendes Gefühl, den Tieren so extrem nahe zu sein. Zwar müssen wir darauf achten, dass wir den 5m Abstand zu sämtlichen Tieren einhalten. Die Tiere aber kennen die Regeln nicht und nur all zu oft wird ein Ausweichen unsererseits schwierig bis sogar unmöglich und so kann es sein, dass die Tiere uns beinahe berühren. Einfach genial.

Nebst den ausgewachsenen Königspinguinen befinden sich ganz viele Jungtiere in der Kolonie. Sie sind sehr gut an ihrem braunen Federkleid zu erkennen. Ab und zu können wir auch Pinguine beobachten, die nicht wirklich erwachsen, aber auch nicht mehr wie ein Jungtier aussehen. Die Experten erklären uns, dass auch viele der Erwachsenen Pinguine momentan in der Mauser stecken. Innerhalb mehrerer Wochen wechseln die Tiere ihr Federkleid, dabei kommt es oft zu clownesken Szenen unter den sonst so schönen und eleganten Frakträgern. 


Nebst den wunderschönen Königspinguinen mit ihren ulkigen Jungen tummeln sich auch mehrere Seebären (Pelzrobben) herum.


Zwischen der sonst so lebendigen Szenerie liegen junge See-Elefanten-Männchen faul auf der Haut. Auch sie befinden sich in der Mauser und können erst wieder zur Nahrungsaufnahme ins Meer, wenn sie ihr Fell ganz ausgetauscht haben.

Hie und da üben sich zwei Halbstarke im Kämpfen. Was hier noch als Spiel gilt, wird im Erwachsenenalter bitterer Ernst. Oft bekämpfen sich die Bullen so strak, dass sie lebensbedrohliche Verletzungen von sich tragen.

Eigentlich möchte ich Gold Harbour gar nicht mehr verlassen. Das grandiose Naturschauspiel, die vielen verschiedenen Szenen, die wir da zu sehen und zu hören bekommen ....  nein mehr noch, die wir mittendrin miterleben dürfen, das ist einfach schlichtweg unübertrefflich !!!


Mittwoch 28. Dezember

Godthul

In der geschützten Bucht von Godthul besuchen wir am früheren Morgen die wenigen Überreste einer kleinen Walfangstation, die heute komplett von Seebären (Pelzrobben) bevölkert ist. 

Auch ein kleiner See-Elefant hat sich unter die Seebären gemischt
Auch ein kleiner See-Elefant hat sich unter die Seebären gemischt

Wir wandern durch das nasse, dicht von Tussokgras bewachsene Gelände den Hang hinauf zu einem Bergsee. Immer wieder müssen wir acht geben, dass wir den nötigen Abstand zu den Seebären (Pelzrobben) einhalten. Die Tiere können recht angriffig sein. Bis weit in den Hang hinein verstecken sie sich im Schutze des Tussokgras, fauchen uns entgegen, kommen auf uns zu und zeigen uns ihre Zähne. Dann hilft nur eines, sich selber grösser machen und dem Tier gegenüber Macht demonstrieren.

Auf einer gewissen Anhöhe angekommen, säumen Moose und Flechten den Weg. In einem der vielen Vorträge haben wir gehört, dass die Moose und Flechten hier in der Antarktis nur sehr, sehr langsam wachsen.  (1-2mm in ca. 10 Jahren)

Unterwegs treffen wir auf ein Rentier- Geweih.

Die Norweger wollten während ihrer Arbeit als Walfänger nicht auf ihr geliebtes Rentierfleisch verzichten und brachten deshalb die Tiere mit auf die Insel. Wenn man nun weiss, wie langsam die Pflanzen hier in der Antarktis wachsen und dass ein einzelnes Rentier ca. 450kg Pflanzen (am liebsten Flechten, Gräser und Moose) in nur einem Jahr vertilgt, dann wird schnell klar, das kann nicht lang gut gehen. Also hat man die eingeschleppten Tiere unlängst wieder ausgerottet.  


Am Nachmittag, Wanderung von Maiviken nach Grytviken

Der Hauptstopp gilt heute der ältesten südgeorgischen Walfangstation Grytviken.

Auf dem Weg von Godthul nach Grytviken wird unsere kleine Wandergruppe in der Maiviken-Bucht abgesetzt. 

Auch hier in Maiviken wird die Bucht von unzähligen Seebären bevölkert.

Dieses kleine Seebären-Baby ist erst ein paar Tage alt.

Kaum hat uns die Bremen abgesetzt, nimmt sie mit all den anderen Pasagieren Kurs auf Grytviken. Kurz sehen wir unserem davonfahrenden  Zuhause nach und machen uns dann auf die Socken.

In einer Gruppe von gut 50 Leuten wandern wir in ca. 1  1/2 Std. bei wunderschönem Schneetreiben von Maiviken nach Grytviken. 

Auch hier treffen wir auf prächtige Moose und Flechten.

Mal ist es mir zu warm, aber dann beim nächsten Halt wird es wieder zapfenkalt. Die Bewegung an der frischen Luft tut gut und wir geniessen den "Auslauf".

Nach ca. 1  1/2 Stunden taucht durch das Schneegestöber Grytviken, unser eigentliches Ziel, auf.

Grytviken

Der norwegische Name bedeutet so viel wie Topfbucht und bezieht sich auf die Töpfe, die die Robbenfänger zum Trankochen benutzt haben und die man dort verlassen vorgefunden hat. 

Im Jahre 1904 wurden in Grytviken und in Stromness die ersten Walfangstationen gegründet. 

Die Walfangstation war bis 1964 in Betrieb. Während der sommerlichen Fangsaison arbeiteten bis zu 450 Männer im Akkord. Sie verarbeiteten in der gesamten Laufzeit den traurigen Rekord von 54'000 Walen.

Nachdem wir im Vorfeld viel über Shackletons spannende und heldenreiche Expedition gelesen haben, ist der Besuch seines Grabes für uns ein Muss. 

Auf dem Weg zum Friedhof heisst es für uns einmal mehr: Achtung Seebären!

Shackletons dritte  Antarktisexpedition  (1914 - 1917), im Verlaufe derer er zwar grandios scheiterte, aber durch seine Führungsqualitäten menschliche Grösse zeigte, macht ihn zu einem wahren Helden.

Shackleton gehört zur Geschichte der Antarktis (und diese Geschichte zu lesen lohnt sich).

 

1921 bricht der große Polarfahrer noch einmal in die antarktischen Gewässer auf. Doch in Südgeorgien stirbt er an Herzversagen. Ernest Shackleton liegt dort zwischen norwegischen Walfängern begraben.

Im kleinen Museum wärmen wir uns etwas auf und bestaunen Shackletons Utensilien, die vielen Bilder seiner grandiosen Expedition und die "Jeams Cair" das kleine nachgebildete Rettungsboot.

Zum Abschluss unseres Besuchs in Grytviken versammeln wir uns alle in der Kirche,

wo unser Bordkünstler Uwe Künstler (er heisst wirklich so) auf dem Harmonium ein weihnächtliches Konzert gibt.


Donnerstag 29. Dezember

Salisbury Plain

Heute Morgen besuchen wir Salisbury Plain. Die Bucht ist relativ exponiert und eine Anlandung sehr abhängig von der Dünung. Aber auch diesmal klappt es wie gewünscht. Vor einer grandiosen Kulisse heisst uns hier laut und geruchhsstark eine weitere grosse Kolonie von Königspinguinen (ca. 180'000 Tiere) willkommen. Ausserdem gesellen sich auch hier Seebären und See-Elfanten zu den Pinguinen.

Einige Impressionen der fantastischen Schönheit, welche wir hautnah erleben dürfen.

Wie nahe uns die Tiere kommen, zeigen die untenstehenden Bilder.

Dieser junge See-Elefant robbt kurzerhand auf die Fototasche eines unserer Lektoren zu und geniesst das weiche "Kissen" sichtlich.

Nur mit viel Geduld, starken Nerven (denn auch ein junger See-Elefant bringt bereits einige kg auf die Waage),  gutem Zureden und vor allem mit einer schnellen Reaktion gelingt die Befreiung der Fototasche.

            Schneesturmvogel                                                                                                                      Riesensturmvogel

Dieses Seebärmännchen posiert richtig für die Kamera.

Alles Schöne vergeht, und so vergeht auch unsere Zeit auf Salisbury Plain. Von den Königen der Pinguine müssen wir Abschied nehmen, denn auf der Weiterreise werden wir vermutlich keine mehr sehen. Ihre Kolonien haben sie vorwiegend auf Südgeorgien.


Fortuna Bay

Um ca. 14:00 Uhr erreicht die MS Bremen Fortuna Bay, die letzte Anlandestelle auf Südgeorgien.

Da wir heute erst als letzte Gruppe an Land dürfen, müssen wir uns noch etwas gedulden. Kurz vor 16:00 Uhr ist es dann auch für uns so weit. Wie immer machen wir uns in Vollmontur (d.h. Gummistiefel, Regenhose und rote Winterjacke) bereit, gehen durch die Stiefelwaschanlage und besteigen unser Schlauchboot.

Der Aufenthalt auf Fortuna Bay ist leider nur auf eine knappe Stunde begrenzt. Wir haben die Möglichkeit, eine weitere Königpinguinkolonie zu besuchen oder dem Strand entlang zu gehen und die Harems der Seebären zu bestaunen.

Wir entscheiden uns zuerst für den Strand. Zusammen mit Wilfried, einem unserer Lektoren, machen wir uns auf den Weg. Immer wieder werden wir Zeugen der Angriffslust und der Konkurrenzkämpfe der Männchen. Ausgiebig beobachten wir die einzelnen Gruppen (Harems) mit den Jungtieren und geniessen nebenbei all die interessanten Informationen, die Wilfried für uns bereithält.

Oft müssen wir stehen bleiben und den Tieren den Vortritt gewähren, so dass es schnell klar wird: "Es reicht nie und nimmer für beide Aktivitäten." Also geniessen wir halt den Spaziergang zwischen den Seebären, den See-Elefanten und den vereinzelten Pinguinen um so ausgiebiger.


Nach drei äusserst erlebnisreichen Tagen auf Südgeorgien geht die Reise weiter in Richtung Südliche Orkneyinseln.


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Brigitte und Markus (Donnerstag, 02 Februar 2017 19:52)

    Herzlichen Dank, dass ihr diese tolle Reise auf diesem Weg mit uns teilt. Grossartige Bilder, wunderbar zusammengestellt und super beschrieben. Ein wahrer Genuss, wir freuen uns schon auf mehr. En ganz en liebe Gruess.�